Dienstag, 12. August 2008

Quo vadis, Emanzipation?

Vor einiger Zeit belauschte ich unfreiwillig das Gespräch zweier Mädchen, die im Bus hinter mir saßen. Darin drehte es sich um den Auftritt von Mario Barth, dem eine der beiden erwartungsvoll entgegenfieberte. Das Gespräch drehte sich vor allem um das gute Aussehen des Comedystars und die Tatsache, dass er richtig lustig ist. Das einzige, was das Niveau noch deutlich gesenkt hätte wäre der Satz "Aber der andere ist auch voll toll, dieser Ingo Appelt." gewesen. Oh, Alice, was ist aus Deiner Revolution geworden. Sieh sie Dir an, da sitzen sie schminken sich wie billige Huren und beweihräuchern die Machos und Sexisten. Schmeißen den Boten des Patriarchats ihre BHs auf die Bühne, anstatt sie zu verbrennen. (Die BHs, nicht die Boten, obwohl...)
Das liegt, so könnte man meinen, an den Medien, welche die Mädels versauen. Ist dem so? Die Chefredakteure vieler Mädchenzeitschriften sind in der Tat "/innen". So zum Beispiel gesehen bei "Mädchen", "Bravo Girl" und "Jolie". Machen diese Zeitschriften etwa keine Meinung? Und wenn diese Meinung das traditionelle Frauenbild verstärkt, was denken sich die Verantwortlichen (fem.) dabei? Vielleicht ist ja das Fernsehen Schuld. Ich sehe zwar solche Filme nicht, aber das, was ich von "Freche Mädchen" und diesem Streifen über die 15jährige Schwangere mitbekommen habe, scheint mir ein recht "modernes" Frauenbild zu vermitteln, von Frauen, die wissen, was sie wollen. Okay, in Hip-Hop Videos sind Bitches immer Bitches. Andererseits sind, wenn Frauen rappen, Männer auch Idioten, Sex-sklaven, Ärsche und vor allem gut gebaut (nach gängiger allgemeiner Meinung). In den Texten von "Tokio Hotel" habe ich noch keine unterschwellig-politische Aussage über die Rolle der Frau gehört (Gut, die Jungs lieben den Exzess, die Orgien und den Sex, aber das tat ich in dem Alter auch, und wenn ich deren Möglichkeiten gehabt hätte...). Und zudem muss man bedenken, dass Rock- und Pop-Bands nur dann erfolgreich werden, wenn sie jemand hören will. Fernsehsender senden auch nur das, was Quote bringt, also jenes was die meisten Zuschauer sehen wollen.
Hoffentlich ist das "Mario Barth ist toll"-denken wirklich nur ein Problem des Milieus der geistig verwirrten Teenager. Sollte sich das durch alle Schichten ziehen, durch sämtliche Bildungsniveaus und Altersklassen, wäre das fatal. Dann könnten wir den Gedanken an eine Gleichberechtigte Gesellschaft wieder begraben. Vielleicht wird es dennoch für die Frauen gut ausgehen, wenn die einzige Lebensberechtigung des Mannes der Status eines Hofnarren, eines Handwerkers oder der eines Lustsklaven ist. (Wobei Mann sowohl Handwerker als auch Lustsklave sein kann, wenn man sich Jon Bon Jovis Rolle als Klemptner in "Ally McBeal" ansieht. Allerdings sind aus meiner Sicht wirklich wenig Komödianten wirklich sexy. Ausgenommen natürlich der Gottkaiser Michael Mittermeier.

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